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Geldersheim e. V.


Schnitzen und Drechseln

„Verdrehtes Holz“ in der Gadengalerie

Ab 12. März stellt die Vereinigung von Hobbydrechslern „DDT“ (Dreiländer-Drechsler-Treff aus Hessen, Bayern und Thüringen) in der Gadengalerie unter dem Titel „verdrehtes Holz“ ihre Arbeiten in der Gadengalerie aus. Die Eröffnung der Ausstellung ist am 10. März um 19:30 Uhr. Eingeladen sind alle, die sich für Holz und Drechseln interessieren, sowie alle Freunde der Gadengalerie.

Kunstwerke aus Holz

– Einem Drechsler bei der Arbeit zuzusehen ist fas­zinierend. Das in der Drehbank eingespannte Werkstück wird – von kundiger Hand – nur mit Röhren und Flachmeißel bear­beitet. Sozusagen im „Handum­drehen“ entstehen filigrane Kunstwerke, die nur beim Drechseln gefertigt werden kön­nen. Diesem Handwerk widmet sich eine Ausstellung in den Geldersheimer Gaden

Federführend bei der Aus­stellung ist Andreas Scholl, der selbst seit vielen Jahren als Hob­bydrechsler aktiv ist. „Wir ha­ben uns bei unserem Stamm­tisch, dem Dreiländer-Drechs­ler-Treff, die Frage gestellt, ob es nicht irgendwo eine geeignete Lokalität gibt, in der wir die ver­streuten Exponate zu einer Ge­samtschau zusammenführen können“, erläutert Andreas Scholl. „Es wird allerhand zu sehen sein“, verspricht der Hob­bydrechsler schon jetzt. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Drechslerstammtisch hat er viele Objekte zusammenge­tragen, die einen guten Über­blick darüber geben, wie sich die Drechslerei entwickelt hat, und welche Kunstwerke man mit ihr schaffen kann.

Werkzeuge aus verschiedenen Epochen werden das Drechslerhandwerk illus­trieren und wer­den in ihren wichtigen Entwick­lungsschritten vorgestellt und durch entsprechende Bilder und Texte ergänzt. „Da wir nicht alle Entwicklungsschritte an histori­schen Objekten zeigen können, verwenden wir auch die entspre­chenden Abbildungen“, erklärt Andreas Scholl. So wird in den „Nürnberger Hausbüchern“, die als umfangreichste und wert­vollste serielle Bildquelle zum historischen Handwerk in Euro­pa zählen, auch der Beruf des Drechslers beschrieben. „An­hand der hier abgebildeten Handwerkszeuge kann man gut erkennen, wie sich der Beruf entwickelt hat“, erklärt Scholl fachkundig, der sich intensiv auch mit der Geschichte des Drechsler­hand­werks befasst hat.

Wenig historische Quellen

Dabei macht ihm etwas zu schaf­fen, dass es über das Drechsler­handwerk sehr wenig historische Quellen gibt. „Diese sind sehr verstreut, und auch die Werk­zeuge wurden natürlich nicht oder kaum überliefert“, erklärt der Hobbydrechsler. Das sei ganz normal: Das Wissen ging vom Meister auf den sich in der Ausbildung befindenden Drechsler über, aufgeschrieben wurde hier so gut wie nichts. Und die Werkzeuge wurden so lange geschliffen, bis man sie zum Arbeiten nicht mehr ge­brauchen konnte. Das bedeute­te, dass sie wieder eingeschmol­zen wurden. „Sich hier ein Bild zu machen, ähnelt ein wenig ei­ner Schnitzeljagd – ist aber auch immer wieder spannend, wenn man etwas Neues herausfindet“, weiß Scholl aus Erfahrung.

Altes Handwerk

Historisch gesehen ist die Drechslerei wohl mit eines der ältesten Handwerke. Bereits im Jahr 1500 vor Christus benutz­ten die alten Ägypter nachweis­lich Drechselbänke, wie an Wandbildern in Pyramiden überliefert ist. Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass schon weit vorher sich die Men­schen Fiedelbohrer zunutze machten, in die sie Werkstücke einspannten. Denn zu drechseln stellt im Gegensatz zum Schnit­zen eine erhebliche Zeiterspar­nis dar, wenn man runde Werk­stücke anfertigen will.

Ob Stuhlbeine, Kerzenstän­der oder Kunstgegenstände so­wie Spielsachen – es gibt wenig, was man beim Drechseln mit der entsprechenden Kunstfertigkeit nicht herstellen könnte. Aber noch einen anderen Aspekt hat das Drechseln, weshalb es für Hobbyisten äußerst interessant ist. „Es ist unglaublich entspan­nend und hilft dabei, Stress ab­zubauen“, weiß Scholl zu be­richten, der seit mittlerweile 35 Jahren diesem faszinierenden Hobby nachgeht. Schon von klein auf hat er gemeinsam mit seinem Vater die Drechsler­werkstätten aufgesucht, von An­fang an war er von diesem ganz besonderen Handwerk faszi­niert. Sein Wissen und Können gibt er regelmäßig in Kursen, unter anderem an der Volks­hochschule, weiter.

Dreiländer-Drechsler-Treff

Über die Jahre hat sich so auch der Dreiländer-Drechsler-Treff (DDT) etabliert. Regelmäßig treffen sich hier seit Ende 2008 die Hobbydrechsler aus Bayern, Thüringen und Hessen in Bad Neu­stadt, um sich über ihr Hobby auszutauschen und fachzusimpeln. Aus ihren Reihen stammen die “Holzwerker”, die sich vom Geruch und der Maserung des Holzes inspirieren lassen. Oft erzählt ein Baum, lange nachdem er gefällt wurde, Geschichten aus seinem Leben… Man kann etwas erfahren über lange zurückliegende harte Winter, trockene Sommer und Käferbefall. Für das “zweite Leben” (als Schale, Dose oder Teller) des Baumes ist der Drechsler zuständig.

 

Von Manuela Schenk am 09.09.2016 um 11:00 Uhr gespeichert unter Jahres-Programm 2017kommentieren » • 3.740 views


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